WeinGuide Deutschland 2020
2017 beschreibt Konrad Schlör als „Jahr der Gefühle“. Spätfrost grub dem eigentlichen immer gut gelaunten Winzer aus dem Idyllischen Taubertal tiefe Sorgenfalten ins Gesicht. Doch die Natur half mit ausreichend Regen und Wärme in den folgenden Monaten nach, und so kehrte mit einem ganz passablen Ernteertrag auch die gute Laune in das Schlör’sche Weingut zurück.
Das vergangene Jahr hielt mit dem heißen, trockenen dann gleich die nächste Herausforderung bereit. Doch dank des umsichtigen Eingreifens des Winzers trotzten die alten Reben der extremen Witterung. Schon Anfang September stimmte die Balance von Süße und Säure in den Trauben, und die Lese begann so früh wie noch nie. „Auf die Menge kommt es nicht an – allein die Qualität ist das entscheidende Kriterium.“ So lautet Konrad Schlörs Devise. Seit der Gründung seines Weinguts in Reicholzheim, ganz in der Nähe des alten Zisterzienserklosters Bronnbach, widmet er sich, unterstütz von der ganzen Familie, der Weinherstellung. Mit einer guten Mischung aus Idealismus, Weinbegeisterung und Kühnheit entstehen unter seiner Führung Spitzenweine, die das Weinprofil der Region Tauberfranken mitprägen.
Besondere Aufmerksamkeit schenk der Winzer dem Schwarzriesling. Unter dem Namen Pinot Meunier kennt man diese Rebsorte vor allem aus der Champagne, wo sie als weiß gekelterter Grundwein für viele Champagner verwendet wird. In Deutschland macht sie hingegen nur zwei Prozent der Gesamtfläche aus. Von ihrem Namen darf man sich übrigens nicht auf die falsche Fährte locken lassen: Diese Traube hat keinerlei verwandtschaftliche Beziehung zum Riesling, vielmehr gilt sie heute als Urvater der Burgunderfamilie. Eine Herzensangelegenheit der Schlörs ist es, diese Sorte aus der Ecke der entweder zu dünnen oder zu marmeladigen Weine zu holen und zu beweisen, was in ihr steckt. Das Klima um unteren Ende der Tauber, wo die Trauben häufig zwei Wochen später geerntet werden als beispielsweise am Kaiserstuhl, hilft ihnen dabei. Die längere Reifezeit verleiht den Weinen eine aromatische Tiefe, wie der aktuell vorgestellte 2016er Schwarzriesling Fyerst eindrucksvoll unter Beweis stellt, durchaus mit den besten Rotweinen aufnehmen kann.
Erstmals urkundlich erwähnt wird der Reicholzheimer First, der Konrad Schlörs Weinberge beherbergt, bereits vor weit über 500 Jahren. Zisterziensermönche nahmen sich aus dieser Zeit der damals „Fyerst“ genannten Lage an und brachten damit auch das Wissen über den Weinbau uns Taubertal. Wer durch den First streift, findet aber auch Relikte aus noch fernerer Vergangenheit: An die Zeit der Überflutung des Germanischen Beckens durch das sogenannte Muschelkalkmeer erinnern Versteinerungen von marinen Lebewesen. Kein Wunder also, dass die Böden dies Firstes die Reben gut mit Mineralstoffen versorgen.
Ein weiterer Vorteil: Der helle Muschelkalk reflektiert die Sonnenstrahlen, was farbintensive Rotweintrauben hervorbringt. Nicht umsonst gelten diese Böden aus hervorragender Untergrund für Burgundersorten. Da der First im Regenschatten des Odenwalds liegt, kann es hier auch in nicht ganz so extremen Sommern recht rocken werden. Die Weinstöcke passen sich diesen Gegebenheiten mit tiefen Wurzeln an, die das nötige Wasser von weit unten aus Spalten und Klüften ziehen.