Weinguide Deutschland 2021
Fangen wir ausnahmsweise mal ganz oben an. Ganz oben! Der Schwarzriesling Fyerst 1476 war schon im vergangenen Jahr unserer Meinung nach internationale Spitze, und er bestätigt das auch in diesem aufs Schönste. Definitiv anders als so vieles, was wir schon im Glas gehabt haben, anspruchsvoll auf jeden Fall und natürlich mit 65 € nicht gerade ein Schnäppchen – aber darum geht es bei Weinen dieser Art ja nicht. Hier kauft man sich ein Erlebnis.
Und das hat man mit diesem kräftigen Tannin, diesem feinen und Straffen Säuren in jedem Fall. Wer nicht ganz so viel ausgeben und es nicht ganz so abgefahren möchte, der ist mit dem Reicholzheimer Schwarzriesling bestens bedient. So harmonisch dunkelfruchtig sieht man diese Rebsorte hierzulande selten. Der „R“ aus dem Reicholzheimer First legt da noch einmal eine Schippe drauf. Dieselbe Steigerung dekliniert der Betrieb bei den Spätburgundern durch. Griffige Tannine, dunkle Früchte und straffe Säure sind hier die Kennzeichen der schlörschen Weine. Dabei haben alle eine charmante Struppigkeit an sich, in etwa so wie Bruce Springsteen im Musikvideo zu dem wunderbaren Song „Philadelphia“. Der „R“ aus dem Reicholzheimer First legt diese allerdings zugunsten von äußerst feinem Holzeinsatz etwas ab, ist weicher und runder – ehrlich gesagt: fast schon zum Niederknien gut. Das tun wir dann mit großem Vergnügen beim VDP.GROSSEN GEWÄCHS. Bei den Weißweinen wollen wir in diesem Jahr ganz besonders den Silvaner VDP.ORTSWEIN hervorheben. Was da für den Preis von nicht mal einer Kinokarte ins Glasplätschert, ist schlicht herausragend. Punkt.
Die Weißburgunder wirkten bei der Verkostung sehr unterschiedlich. Punktete der VDP.ORTSWEIN mit unkomplizierter Süffigkeit, forderte die VDP.ERSTE LAGE den Gaumen mit straffer Würze und karger Frucht. Beides auf seine Weise sehr reizvoll!